Unerfüllte Träume
Am Ufer eines schönen Fjords in Norwegen. Ein kleiner Campingplatz mit Hütten direkt am Ufer. Blick auf den Fjord, die Möwen kreischen im Hintergrund, die Sonne geht golden unter. Das Schauspiel dauert hier nicht Minuten, sondern durch den höheren Breitengrad fast schon Stunden. Es ist wunderschön hier.
Ein älteres Ehepaar bewohnt die Nachbarhütte. Die ist, weil wir nicht in Italien sind, nicht 1,5 Meter, sondern 20 Meter weg. Bei Gelegenheit kommt man in's Gespräch. Sie kommen seit vielen Jahren her, und bleiben mehrere Wochen. Sie lieben den Ort, den hohen Norden, die Ruhe hier. Er ist, wenn ich mich richtig erinnere, ungefähr 85, seine Frau in einem ähnlichen Alter.
Seine Frau ist krank, dement. Sie müssen den Urlaub nach wenigen Tagen abbrechen. Die Kraft reicht nicht mehr, und sie fahren nach Hause. Zum letzten Mal. Sie werden nicht wiederkommen.
Den Ort, den sie lieben, werden sie nicht wiedersehen. Sie werden ihre restlichen Jahre zuhause verbringen. Vielleicht in einer Wohnung. Die Chance, dort zu bleiben, wohin es sie zog, konnten sie nicht wahrnehmen.
Ich habe keine Angst davor, zu sterben. Es wird ja hoffentlich noch sehr lange dauern. Aber ich habe Angst davor, dass wir dann etwas nicht getan haben, was wir uns wünschen. Die Chance wäre unwiederbringlich vertan. Wie bei dem alten Ehepaar. Es gibt manchmal nur eine Gelegenheit, etwas zu tun. Vorbei ist dann vorbei. Unwiederbringlich.
Dies ist für mich ein Puzzlestück unserer Entscheidung, zu gehen.
nordgepolter am 09. April 14
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