Mittwoch, 27. August 2014
Der Strich wird dicker
Das letzte Mal die eine oder andere Person getroffen.
Am Montag das letzte Mal in der Arbeit gewesen.
Den Verkaufsvertrag für's ehemals geliebte Haus unterschrieben.
Selbiges Haus wird leerer, davor stapelt sich der Sperrmüll der vergangenen Jahre.
Noch ein paar Aktionen geplant, um die restlichen Dinge zu entsorgen, verschenken, verkaufen, die nicht mitkommen können und sollen.
Die Abreise ist längst fixiert.
Der Strich, der unter mein bisheriges Leben gezogen wird, wird ständig dicker.



Ein Neuanfang.



Mittwoch, 9. April 2014
Unerfüllte Träume
Am Ufer eines schönen Fjords in Norwegen. Ein kleiner Campingplatz mit Hütten direkt am Ufer. Blick auf den Fjord, die Möwen kreischen im Hintergrund, die Sonne geht golden unter. Das Schauspiel dauert hier nicht Minuten, sondern durch den höheren Breitengrad fast schon Stunden. Es ist wunderschön hier.
Ein älteres Ehepaar bewohnt die Nachbarhütte. Die ist, weil wir nicht in Italien sind, nicht 1,5 Meter, sondern 20 Meter weg. Bei Gelegenheit kommt man in's Gespräch. Sie kommen seit vielen Jahren her, und bleiben mehrere Wochen. Sie lieben den Ort, den hohen Norden, die Ruhe hier. Er ist, wenn ich mich richtig erinnere, ungefähr 85, seine Frau in einem ähnlichen Alter.
Seine Frau ist krank, dement. Sie müssen den Urlaub nach wenigen Tagen abbrechen. Die Kraft reicht nicht mehr, und sie fahren nach Hause. Zum letzten Mal. Sie werden nicht wiederkommen.
Den Ort, den sie lieben, werden sie nicht wiedersehen. Sie werden ihre restlichen Jahre zuhause verbringen. Vielleicht in einer Wohnung. Die Chance, dort zu bleiben, wohin es sie zog, konnten sie nicht wahrnehmen.
Ich habe keine Angst davor, zu sterben. Es wird ja hoffentlich noch sehr lange dauern. Aber ich habe Angst davor, dass wir dann etwas nicht getan haben, was wir uns wünschen. Die Chance wäre unwiederbringlich vertan. Wie bei dem alten Ehepaar. Es gibt manchmal nur eine Gelegenheit, etwas zu tun. Vorbei ist dann vorbei. Unwiederbringlich.
Dies ist für mich ein Puzzlestück unserer Entscheidung, zu gehen.



Dienstag, 8. April 2014
Warum wir machen, was wenige verstehen
Weil es uns antreibt. Weil es uns ein Ziel verleiht. Sehnsucht!
Sehnsucht



Freitag, 21. Februar 2014
Mittagessen unter dem Zeichen des "E"
Heute Mittag musste es wieder schnell gehen. Ich war von der WbRFdW beauftragt, etwas für den Nachwuchs zu besorgen. Die für's Essen vorgesehene Zeit war somit für Lidl und Co. verplant. Also gab's ein Päckchen "Ramen" aus dem Schrank. Ein "Ramen" ist nichts anderes als eine asiatische Tütensuppe. Schnell gemacht, mit vor-frittierten Nudeln und Aroma- und Geschmackspülverchen, in drei Minuten ist alles fertig. Aus Neugierde (oder besser Leichtsinn) warf ich einen Blick auf die Zutatenliste, und sah den Wald bzw. die Suppe vor lauter "E"s nicht mehr. Wikipedia gab Auskunft, und ohne eine vergleichende Kreuzrecherche anzustellen habe ich also u.a. folgendes zu mir genommen:
  • E500 Natriumcarbonat
  • E451 Pentanatriumtriphosphat
  • E501 Kaliumcarbonat
  • E412 Guarkernmehl
  • E306 Alpha-Tocopherol, Gamma-Tocopherol, Delta-Tocopherol
  • E621 Natriumglutamat
  • E631 Dinatriuminosinat
  • E635 Dinatrium-5'-ribonucleotid
  • E150c Ammoniak-Zuckerkulör
  • E551 Siliciumdioxid
Hui, nicht schlecht! Hier ist ja wirklich jede Abteilung der modernen Lebensmittelchemie vertreten. Rieselhilfe, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren und Säureregulatoren tanzen ein Ballett auf meiner Zunge. Siliciumdioxid ist übrigens nichts anderes als Sand, und wer kein Natriumglutamat mag, soll in Zukunft gefälligst auf Pilze, Fleisch, Fisch, Tomaten und andere Leckereien verzichten. Geschmeckt hat diese Schnellaufbrühsuppe nichtmal schlecht! Und solange ich mich nicht aussliesslich davon ernähre mache ich mir auch keine Sorgen um meine Gesundheit. Aber das gilt für den bairischen Schweinebraten ja genauso.
Amüsant fand ich noch den Hinweis am Ende der Zutatenliste:
"Kann Spuren von Sellerie, Krebstieren, Fisch, Milch, Weichtieren, Senf, Sesam und Soja enthalten."
Ob dies als Warnung vor Allergien oder als Hinweis auf Reste von gesunden Zutaten zu verstehen ist, bleibt offen.
Halt! Stopp! Weichtiere? Hallo? Darunter verstehe ich eigentlich Schnecken. Pfui! Da sind mir die ganzen E-Nummern ja noch lieber.

Mahlzeit!



Mittwoch, 19. Februar 2014
Die Zahnpastatubenversammlung
Es gibt ja dieses klassische Klischee, dass man sich, nach längerem Zusammenleben, anfängt, über Kleinigkeiten wie offene Zahnpastatuben zu streiten. Ich habe damit kein Problem. An offene Tuben kann man sich gewöhnen. Anscheinend haben auch die Zahnpastahersteller dies Problem schon längst erkannt, und mischen irgendein Wundermittelchen in ihre Produkte, die ein Austrocknen erfolgreich verhinden. Das heisst, wenn man sich öfter als einmal die Woche die Zähne putzt. Also: Kein Problem.
Nun ist die wbrfdw*) der Meinung, neben Toilettenpapier sei das wichtigste zu bevorratende Verbrauchsgut die Zahnpasta. Klar, es ist unangenehm, sich die Zähne nicht putzen zu können. Verstehe ich ja auch. Allerdings führt das gelegentlich dazu, dass nicht nur die eine, gerade in Gebrauch befindliche uns somit völlig ausreichende, Zahnpastatube auf dem Waschbecken herumlungert, sondern dass sie sich ob ihrer Einsamkeit am Waschbeckenrand Gesellschaft sucht. Und bei fünf Personen kommt da schon was zusammen. Vielleicht haben sie aber auch nur eine Versammlung abgehalten, um einen Vorsitzenden zu wählen, der dann für mehr Geschlossenheit eintritt. Nun ja, mich hat es lediglich amüsiert. Es gibt (viel und vieles) Wichtigeres.


*) Weltbeste rote Frau der Welt



Freitag, 31. Januar 2014
Holterdipolter
Ein kleiner Hinweis in eigener Sache (so heisst es in großen Buntdruckmagzinen und anderen Schriftstücken immer, wenn sich der Leser persönlich von der Redaktion angesprochen fühlen darf): Der Name des Autors dieses Blogs (ich mag den Genitiv. Immernoch.) lautet "Nordgepolter". Es poltert hier also, Gewittermässig, zum Beispiel, könnte der geneigte Leser meinen. Er meint damit aber falsch, und muß dazu auch garnicht in Schräglage gehen. Gemeint ist vielmehr eine eher nördliche Orientierung des Autors. Der hohe Norden ist hier gemeint. Schließlich sitzt hier keine Kompaßnadel an den Tasten. Und da diese Orientierung erst im Laufe der Zeit gewachsen ist, sich entwickelt hat, wurde daraus eine Polung. So wie in der "Umpolung". Aber nicht in "Verpolt". Das verbitte ich mir. Diese Polung spricht man mit langem ooooooo. Das ist etwas ganz anderes, als das Poltern, oder das Gepolter.
Ergo ist der Autor somit ein auf den (hohen) Norden Ausgerichteter. Ein "Nordgepoooolter".
Das muss man nicht verstehen. Muss man auch nicht witzig finden. Oder gar besonders elegant gewählt. So sieht es halt in meinem Kopf aus. Es ist einfach so.



Dienstag, 28. Januar 2014
Die Tupperwarethermomixkrankheit
Ein Kollege kommt morgens in die Teeküche. In der einen Hand einen helltürkisfarbenen Wasserbehälter aus Plastik, in der anderen einen lilapinkgruselfarbigen Plastikschüttelbecher mit doppelt öffnendem Praktischdeckel (wirklich?). Der Trinkbecher wandert samt seinem Praktischdeckel in den Kühlschrank, der helltürkisplastikfarbene Wasserbehälter kommt unter den Wasserhahn. Der Behälter ist nicht leer, sondern enthält einen Wasserfiltereinsatz. Das grandiose türkise Plastikding ist also ein Ersatz von Tupperware für das Original von Britta. Was jetzt an dem Original schlecht sein soll, keine Ahnung. Es funktioniert gut. Oben Leitungswasser mit Kalk rein, unten Leitungswasser ohne Kalk drin. Fertig. Das türkise Plastikding macht nichts anders oder besser. Nur türkiser.
Ein mitleidiger Blick von mir löst beim Kollegen ein entschuldigendes "ich komme mir auch schon blöd vor!" aus. Ich meine "Das hast bestimmt nicht du gekauft." Natürlich hat er das nicht. Männer kaufen soetwas nicht. Männer kaufen keine Tupperware. Nach einer kurzen Unterhaltung über seine tupperwareinfizierte Frau frage ich noch mit süffisantem Lächeln: "Und? Habt ihr schon einen Thermomix?"... Kurzes Schweigen..."Nein, aber sie fiebert schon.". OH GOTT! Der arme Mann kann einem leid tun. Für den Preis eines tollen Thermomix habe ich mir früher Autos gekauft. Und gefahren! Jahrelang!!! Habt ihr euch schon mal überlegt, wie oft man für den Preis eines Thermomix zum Essen gehen kann? Naja, der Wucht des Marketings entgeht anscheinend niemand. Ich frage mich nur, wieso hauptsächlich Frauen für diesen Tupperwarethermomixeffekt anfällig sind.
Doch, HALT! Meine nicht. Zu Tupperware meint sie: Ganz nett, braucht man aber nicht. Gibt Plastikzeug im Supermarkt, und das ist inzwischen genauso gut. Und zum Thermomix: ICH kann kochen! Und deswegen brauche ich so ein Ding nicht.

Deswegen (unter anderem, natürlich) liebe ich sie.



Freitag, 22. November 2013
Müll in Facebook
Nein, hiermit ist nicht das alltägliche Rauschen des Statusupdate-Sturms gemeint, mit denen zillionen von Facebook-Usern die Öffentlichkeit bombardieren. Nein, es gibt jetzt "Wertstoffsäcke für Regensburg auf Facebook"! O-Ton auf der Seite eines marktbeherrschenden Entsorgungsbetriebes im Landessüden. Auf der Facebookpräsenz kann man so interessante Details erfahren, wie etwa dass die "Entsorgungskalender 2014" an alle Haushalte verteilt wurden. Schön! Wenn ich einer dieser Haushalte bin, so habe ich das doch schon durch den Erhalt des Kalenders erfahen. Falls ich in bekommen sollte, aber nicht bekommen habe, merke ich das spätestens beim Jahreswechsel, wenn ich den alten Kalender wegwerfe. Irgendwie fehlt mir das Verständnis dafür, dass solche Informationen in einem sozialen Netzwerk verbreitet werden.
Aber vielleicht gehöre ich einfach nicht zur "Generation Facebook". Kein Wunder, meine ersten Schritte Online habe ich in Mailboxen gemacht. Dann kam BTX, und schließlich IRC, NCSA Mosaic und etwas Gopher. Nun ja. Praktisch ist schon, dass ich mich auf der Webseite eines Betriebes, über Termine informieren kann. Aber Facebook brauche ich dafür eigentlich nicht.



Donnerstag, 7. November 2013
Staubmauskonfekt
Chinesen essen nicht gerne Schokolade, weil sie ihnen zu süß ist. Das habe ich heute gelernt. Stattdessen gibt es dort andere Süßigkeiten, die aber viel weniger Zucker enthalten, als wir es gewohnt sind. Ein Kollege brachte aus Schanghai etwas mit, das mehr an ein furchtbar vergammeltes Marshmallow erinnert, als an etwas leckeres. Es sieht aus wie ein faseriger weisser Klumpen, und erinnert ziemlich an Asbest oder Glaswolle. Und genauso hat es auch geschmeckt: Eher wie Staubsaugerbeutelinhalt, als wie eine Gaumenfreude. Nun ja, vermutlich sagen sie dasselbe über manche unserer Delikatessen. Jedem das Seine.
Süssigkeit aus Shanghai



Freitag, 11. Oktober 2013
Die Schlafprobleme sind gelöst!
Wir haben Zwillinge. Frühchen noch dazu. Wir schlafen seit Monaten schlecht, mit ständigen nächtlichen Unterbrechungen aufgrund verlorener Duzis, Durst, Hunger, sonstwas. Als liebende Eltern unterdrücken wir erfolgreich den Wunsch, die Kleinen nachts an die Wand zu klatschen, oder mit einem Kissen für dauerhafte Ruhe zu sorgen. Ist ja klar. (*)
Aber heute habe ich die Lösung für unsere Probleme gefunden: Der Delfinschlaf! Delfine befinden sich in ständiger Bewegung, sonst würden sie entweder ersticken oder gefressen werden. Forscher haben herausgefunden, dass bei Delfinen die Hirnhälften abwechselnd schlafen! Während also die eine Hirnhälfte ruht, bewahrt die andere den Delfin vor dem sicheren Untergang. Hurrah! Das machen wir jetzt auch so. Die rechte Hirnhälfte schläft, während die linke auf das Babyfon lauscht, Duzis reinsteckt, die Babys zudeckt und (obwohl glücklicherweise kaum noch notwendig) Fläschchen schüttelt. In der zweiten Nachthälfte wird getauscht. Am morgen haben beide zumindest mehrere Stunden am Stück geschlafen, und falls das nicht reicht, setzt man das Konzept einfach im Büro fort. Eine Hirnhälfte schläft (oder bloggt), während die andere Programmiert. Hmm...

*) Wer jetzt ob solcher Gedanken erschrocken ist, hat entweder Traumbabys, die von Anfang an durchschlafen, oder gar keine Kinder. Der geneigte Leser kann auch hier nachlesen, um zu sehen, dass es vielen Zwillingseltern so geht. Ich finde es übrigens unnötig zu erwähnen, dass wir unseren beiden Kleinen niemals nicht wirklich etwas antun würden. Aber heutzutage wird ja gerne echauffiert, aufgeregt und mit dem Finger gezeigt.